Arnswalde

Arnswalde (Choszczno): Das im nordöstlichen Zipfel der brandenburgischen Neumark gelegene und heute zur polnischen Wojewodschaft Westpommern gehörende Städtchen Arnswalde erhielt im Zuge des Baus der Eisenbahnverbindung zwischen Stargard (Stargard Szcz.) und Posen (Poznan) im Jahre 1848 einen Bahnanschluss. In der Folgezeit entstanden die Nebenstrecken nach Kallies (Kalisz Pom.) und Soldin (Mysliborz), womit Arnswalde zum Eisenbahnknoten avancierte. Geprägt durch die Bespannung der eher beschaulichen Leistungen auf den Nebenstrecken erhielt das Örtchen ein Bahnbetriebswerk, in dem einst die preußischen Baureihen P8 und G8¹ Dienst taten, in den 70er Jahren aber die Reihen Ty2/Ty42 (DRB-52) und Ok22 (modernisierter Nachbau der pr.P8) dominierten. Mit dem deutlichen Rückgang der Verkehre Ende der 80er Jahre kam auch das Aus für das Bahnbetriebswerk: Nach Beendigung des Dampfbetriebes im Jahre 1988 zur Einsatzstelle von Stargard herabgestuft, diente das kleine und überschaubare Bw-Ensemble nur noch der Abstellung einiger weniger Dieselloks. Anfang der 90er Jahre kam dann das völlige Aus, jedoch gelang es, das Bw auf die Liste der als Museumsdepot weiterzuführenden Dienststellen zu hieven.

In der Folgezeit wurden ab 1992 aus der näheren und weiteren Umgebung Dampfloks herangezogen, da die eigenen Loks inzwischen alle verschrottet waren. So konnten mit Ol49-99 (ex. Kreuz/Krzyz), Ol49-85 (ex. Lyck/Ełk) und Tkt48-147 (ex. Glatz/Kłodzko) sogar wieder drei betriebsfähige Maschinen im Bestand verzeichnet werden. Dazu wurden mit Ok1-322 (ex. Altdamm/Szczecin-Dabie), Pt47-106 (ex. Belgard/Bialogard), Ty43-92 und Ty2-1298 (beide ex. Gnesen/Gniezno) sowie diversen Dieselloks weitere interessante Ausstellungsstücke beschafft, zwei Wagen - leider in sehr phantasievoller Lackierung - für Sonderzüge aufgearbeitet und das Gelände beräumt.

Die anfängliche Euphorie wich jedoch schnell der Ernüchterung und der Ausbau zum Museum kam nur schleppend voran. Bevor das Museum im Herbst 1995 endlich offiziell eröffnet werden konnte, war der Stern der Anlage auch schon wieder im Sinken begriffen: Der fehlende regelmäßige Dampfbetrieb á la Wollstein (Wolsztyn) ließ sich nur selten einen Besucher hierher verirren. Parallel dazu schmolz mit der schrittweisen Stilllegung der Nebenstrecken rund um Arnswalde das angestammte Einsatzgebiet schnell dahin. Die eigens frisch untersuchten Loks standen ihre Fristen größtenteils ungenutzt ab, so dass außer einigen Fahrten rund um Stettin und zwei Plandampfaktionen auf der Ostbahn kaum nennenswerte Einsätze zu verzeichnen waren. Am Ende kam es wie es kommen musste: Das Museum wurde offiziell im Jahre 2001 wieder aufgelöst, nachdem es zuvor bereits längere Zeit nur noch sporadisch geöffnet war. Die allesamt nun nicht mehr betriebsfähigen Dampfloks wurden im Sommer 2001 nach Wollstein in das dortige Eisenbahnmuseum überführt, womit das letzte Kapitel der Dampflokgeschichte in der Eisenbahndirektion Stettin abgeschlossen war.


Die beiden Ol49 im Lokschuppen: Vorn Ol49-85 sowie Ol49-99 im Hintergrund.
 
Die äußerlich sehr gut wieder hergerichtete Ok1-322. Sogar neue Lagerschalen ließ man dafür gießen.

Tkt48-147 auf der Drehscheibe in Arnswalde.
 
Nebenbahnromantik: Tkt48-147 am Haltepunkt Sammenthin (Zamecin).

Kleine Brücke hinter Sammenthin. Auch hier Kleinbahnidylle pur: Telegrafenleitung, Storchenest und Andreaskreuz.
 
Abzweigbahnhof Alt-Libbehne (Lubiana). Hier zweigte einst die Privatbahn nach Friedeberg (Strzelce Krajeńskie) zur Ostbahn ab.

Ausfahrt aus dem Bahnhof Blankensee (Płotno). Die Infrastruktur war damals noch vollständig, aber schon stark überwuchert.
 
Steinbogenbrücke vor Berlinchen (Barlinek). Weiter war die Strecke im Jahre 1996 auch schon nicht mehr befahrbar.