Die Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn (ZOJE) weist einige Besonderheiten auf, die sie zu einer der historisch interessantesten sächsischen Schmalspurbahn macht. Wie der Name bereits sagt, nimmt die 1890 eröffnete Bahn ihren Anfang in Zittau und führt über den Abzweigbahnhof Bertsdorf in die Kurorte Oybin und Jonsdorf. Allerdings beginnt die Bahn nicht am Zittauer Regelspurbahnhof, wie ein Blick in den Fahrplan leicht vermuten lässt, sondern genau genommen erst gut einen Kilometer weiter am ehemaligen Abzweig Neißebrücke. Bis dorthin benutzt sie die Trasse der bereits 1884 eröffneten Schmalspurstrecke nach Hermsdorf in Böhmen, welche durch die Grenzziehung im Jahre 1945 an der Lausitzer Neiße zerschnitten wurde und mit dem östlichsten Zipfel Sachsens fast vollständig an Polen fiel.
Im Gegensatz zur Hermsdorfer Linie wurde die ZOJE als einzige Schmalspurbahn Sachsens privat finanziert und gebaut, wobei die wirtschaftliche Eigenständigkeit mit der Verstaatlichung im Jahre 1906 bereits endete. Von Anfang an als Ausflugsbahn ins Zittauer Gebirge konzipiert, erfreute sich die Strecke derart hoher Beliebtheit, dass man ab 1913 den Abschnitt Zittau-Vorstadt - Oybin zweigleisig ausbaute, auf welchem dann sogar Eilzüge verkehrten - beides ein Unikum für die Schmalspurbahnen in Sachsen. Die Spuren dieser einstigen Zweigleisigkeit sind auch heute noch vielerorts zu entdecken.
Obwohl das zweite Gleis bereits in den Kriegsjahren verschwand, erfreute sich die Bahn in den folgenden Jahrzehnten im Gegensatz zu so mancher anderen Strecke bester Gesundheit und gelangte 1976 schließlich auf die Liste der zu erhaltenden Schmalspurbahnen, womit die Zukunft gesichert erschien. Doch mit dem Braunkohletagebau Olbersdorf fraß sich das Unheil langsam aber stetig näher. Ende der 80er Jahre war es dann praktisch definitiv: Die Schmalspurstrecke sollte dem Braunkohletagebau weichen! Als Folge wurde das Fahrzeugmaterial nur noch spärlich unterhalten und der Oberbau stark vernachlässigt. Das Stilllegungsdatum stand bereits fest, als die politische Wende quasi Rettung in letzter Minute bedeutete: Mit dem Aus des Tagebaus hatte auch die Bahn wieder eine Zukunft. Im Jahre 1996 erfolgte schließlich die Reprivatisierung und Übernahme durch die Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft mbH (SOEG).
99 1762-6 mit einem kurzen Güterzug hinter Zittau-Vorstadt. | 99 1749-3 vor der Stadtkulisse von Zittau. |
99 1759-2 fährt in den Haltepunkt Olbersdorf-Niederdorf ein. | 99 1735-2 auf dem Olbersdorfer Viadukt. Im Hintergrund bereits der Braunkohletagebau. |
99 1776-6 war lange Zeit die einzige Neubaulok auf der Strecke - hier bei der Einfahrt Olbersdorf-Oberdorf. | 99 1757-6 und 99 1731-1 in Bertsdorf. Erstere fährt weiter nach Jonsdorf, die andere nach Oybin. |
99 1749-3 mit einem für die Gegend typischen Umgebindehaus vor Oybin. | 99 1758-4 neben ebensolchem Haus in Jonsdorf. |
Sie war stets der besondere Anziehungspunkt: Die 1963 über Putbus von der Trusetalbahn hierhergelangte 99 4532-0 fungierte fast drei Jahrzehnte als "Hofdame" in Zittau. |