Aue(Sachs) (Stand: Januar 2004)


Aue(Sachs): Der Dampfbetrieb im Bw Aue, berühmt als letztes Einsatzzentrum der sä. XI HT (Baureihe 94.20), der pr. G12 (Baureihe 58) und der Baureihe 86, endete eigentlich mit dem Abschied der letzten 86er aus dem Plandienst Ende 1976. Eigentlich - denn mit der Ölkrise Anfang der 80er Jahre kam nach fünf Jahren Pause die unverhoffte Renaissance: Ab 1982 wurde die Baureihe 86 noch einmal reaktiviert und im Plandienst auf der Strecke Schlettau - Crottendorf eingesetzt. Diese kurvenreiche Nebenbahn führte direkt durch die Ortschaften Waltersdorf und Crottendorf, was durch die zahllosen ungesicherten Bahnübergänge und Grundstückausfahrten ein Sicherheitsrisiko darstellte, welches nur durch eine geringe Höchstgeschwindigkeit und die Besetzung aller Triebfahrzeuge mit zwei Mann tolerabel war. So bot sich die hier mit dem Dampfeinsatz eine Gelegenheit, ohne Personalmehreinsatz auch noch wertvolles Dieselöl zu sparen. Einziger Haken an der Sache war der Umstand, dass die ansonsten im Erzgebirge noch recht weit verbreitete Baureihe 50 35 von der Bogenläufigkeit her nicht sonderlich geeignet war, diese Strecke zu befahren.

Mangels Alternativen kam so nur die Baureihe 86 in Frage, von der die DR 1982 allerdings nur noch sechs Stück im Bestand hatte. Für die Bedienung der Strecke reichte zwar eine Lok aus, jedoch benötigte man eine weitere Lok als Reserve. Obendrein sollte die einzige in Aue verbliebene 86er - Museumslok 86 1001-6 - geschont werden. Also wurden alle anderen vorhandenen Loks auf ihre Verwendbarkeit hin überprüft, wobei die bereits z-gestellte Glauchauer 86 1737-5 von vornherein ausschied. Von den übrigen Loks war die Pockauer Heizlok 86 1049-5 unabkömmlich, so dass man nur auf 86 1056-0 (Dresden), 86 1333-3 (Pirna) und 86 1501-5 (Glauchau) zurück greifen konnte. Diese Maschinen teilten sich dann von 1982 bis 1988 den Dienst auf der Strecke nach Crottendorf, wobei die 86 1056-0 erst im Mai 1987 über Glauchau hierher kam. 86 1333-3 hingegen befand sich technisch nicht im besten Zustand und wanderte bereits 1984 als Heizlok nach Glauchau. Langjährige Stammlok wurde hingegen 86 1501-5. Eingesetzt wurden die Maschinen von der TE Annaberg-Buchholz; nach Aue selbst gelangten sie nur zu den Fristarbeiten…

Mit dem Dampfende bei der DR im Frühjahr 1988 wurde auch die Strecke nach Crottendorf erneut verdieselt und im Jahre dann 1996 gänzlich stillgelegt.


86 1056-0 rangiert in Schlettau. Der zweiachsige E-Wagen mit Briketts sowie das Rangieren ohne Sicherheitskleidung gehören heute (wie eigentlich alles auf diesem Bild) der Vergangenheit an.
 
86 1056-0 mit ihrem Personenzug nach Crottendorf im Bf Schlettau. Da der Wasserkran etwas voreilig nach dem Dampfende 1976 bereits abgerissen worden war, erfolgte in den 80er Jahren das Wassernehmen mittels Schlauch.

Die hervorragend gepflegte 86 1501-5 verlässt mit einer makellosen Bag-Wagengarnitur den Bahnhof Schlettau. So manchem Museumsverein dürfte beim Anblick dieses herrlichen Zuges wohl das Wasser in die Augen steigen.
 
86 1501-5 bei der Einfahrt Bf Walthersdorf. Beachtenswert ist die Vielzahl von interessanten Details aus der Hochzeit der Eisenbahn.

86 1501-5 durcheilt mit dem morgentlichen Güterzug den unteren Bahnhof in Crottendorf. Betrieblich gesehen war der untere Bahnhof damals bereits nur noch ein Haltepunkt.
 
86 1501-5 in Crottendorf oberer Bahnhof, welcher aus Anlass des Streckenjubiläums im Sommer 1989 von den Anwohnern festlich geschmückt worden ist. Wenige Jahre später war's mit der Liebe zur Eisenbahn vorbei und man wollte das Verkehrshindernis nur noch so schnell wie möglich loswerden.

Talwärts rollt 86 1501-5 mit ihrem Güterzug in Richtung Schlettau. Die Idylle kann jedoch kaum über den schlechten Zustand der Strecke hinweg täuschen: Die Stützmauern aus Beton waren bereits dabei, sich in ihre Bestandteile zu zerlegen.
 
Sieht aus wie eine Fotomontage - ist aber keine: Wie beengt die Platzverhältnisse in der Ortsdurchfahrt Crottendorf waren, wird auf diesem Bild sehr schön deutlich: Die Anwohner mussten, um auf die Straße zu gelangen, erst einmal die Bahngleise überqueren!